Das ökologische Akkumulationsregime

[Vortragsnotizen]

Einführung

  • Die Rede vom grünen Kapitalismus ist allgegenwärtig.
  • Grüner Kapitalismus meint einen (auf die Idee der ökologischen Modernisierung aus den 80ern zurückgehenden) auf Umweltschutz basierenden Kapitalismus, der weiterhin Wirtschaftswachstum ermöglicht und deshalb nicht an die durch die Grenzen der natürlichen Ressourcen bedingten „Grenzen des Wachstums“ stößt. (Er ist eine Symbiose aus Ökologie und Ökonomie, wenn man so will.)
  • die linke Kritik daran, behauptet zum Einen zu entlarven, dass das gar nicht geht und zum Anderen, dass es sich dabei eigentlich weiterhin um einen fossilen Kapitalismus handelt, der jedoch „grün angestrichen“ wird, also nur vermeintlich ökologisch sei. So wird zum Beispiel darauf verwiesen, dass der Hauptanteil an Energie weltweit nach wie vor aus fossilen Rohstoffen erzeugt wird oder dass erneuerbare Energien ja auch auf die Ausbeutung von Rohstoffen und damit Umweltzerstörung angewiesen sind.
  • Die letzten beiden Kritikpunkte sind richtig, nur, würde ich sagen, sind diese kapitalistischen Entwicklungen deshalb nicht „grün angestrichen“, sondern tatsächlich grün im Sinne von tatsächlich ökologisch. Und ich würde auch sagen, es geht, die Grenzen des Wachstums, mit denen wir uns heute konfrontiert sehen, zu übertreten/auszuweiten, auch wenn sie als ganz materielle Grenzen der Natur erscheinen.1
  • wir sprechen deshalb in Abgrenzung zum grünen Kapitalismus vom ökologischen Akkumulationsregime.

Stabilität in Instabilität durch neues Akkumulationsregime

  • Mithilfe des Begriffs des Akkumulationsregimes (kommt aus der Regulationstheorie) versuchen wir eine neue Phase der Stabilität inmitten der immanent krisenhaften Produktionsweise des Kapitalismus zu erklären. Das Akkumulationsregime beschreibt die Wachstumsperioden der Entwicklung einer kapitalistischen Wirtschaft ( mit dem Wechselspiel von Transformation, Normen der Produktion und Konsumption sowie der Organisation der Ökonomie und Gesellschaft. Es soll über eine bestimmte Produktionsweise von Gütern die Bedürfnisbefriedigung der Menschen sichern. Als Beispiel gilt das Akkumulationsregime des Fordismus (standardisierte Produkte, Vollbeschäftigung, hohes Lohnniveau)). Es reagiert damit immer auf Verwertungskrisen.
  • deren aktuelle Anzeichen in der drastischen Finanzialisierung von Kapital, mit entsprechenden Krisen und aggressiveren Suche nach Absatzmärkten, nicht zuletzt mit kriegerischen Mitteln zu sehen sind (die Tatsache, dass diese Phänomene seit den 70ern existieren, deutet darauf hin, dass der Neoliberalismus, die Krise der 70er nicht langfristig regulieren konnte)
  • Materielle Produktion, staatliche Herrschaft und ideologische Denkformen bilden einen Regulationsmodus aus, der das Akkumulationsregime stabilisiert. (Dieser besteht aus staatlichen Institutionen, Apparaten, sozialen Netzwerken, Formen des Massenkonsums und des Lebensstils sowie sonstigen Normen. Die Ausgestaltung des Regulationsmodus ist grundsätzlich offen und unterliegt den gesellschaftlichen Machtverhältnissen und der kulturellen Hegemonie.)
  • Wir behaupten mit dem ökologischen Akkumulationsregime als einem neuen konfrontiert zu sein, so wie das neoliberale das fordistische ablöste. Dessen Logik ist die Ökologisierung, so wie es im Fordismus die Intensivierung und im Neoliberalismus die Flexibilisierung war und dessen Regulationsmodus zu beschreiben, versuchen wir.
  • Wir wissen, dass sich ein Akkumulationsregime immer erst ex post, also in seiner Endphase mit Sicherheit definieren lässt. In gewissem Sinne ist unsere Analyse also spekulativ, wenn wir versuchen die Veränderungen, die wir gerade erleben zu analysieren. Wir glauben aber, das ist notwendig, um nicht zuletzt, unsere Erfahrung eines momentanen Umbruchs ernst zu nehmen und um zu wissen mit welcher Form von Herrschaft wir es zunehmend zu tun haben. Und damit auch, wogegen es zu kämpfen gilt.

Was meinen wir, wenn wir von ökologisch sprechen?

  • Unter Ökologie verstehen wir heute gemeinhin Nachhaltigkeit, also einen Schutz der Umwelt bzw. Natur zum Erhalt derselben und damit unserer Lebensgrundlagen anstatt einer Zerstörung dessen. Das ist eine Bedeutungsverschiebung, die aber erst mit den Umweltbewegungen der 70er und der anschließenden Verankerung von Umweltschutz in der nationalen wie internationalen Politik entstanden ist. Darunter liegt jene Bedeutung, die der Ökologie als Wissenschaft zugrunde liegt: Ökologie als die Lehre (Wissenschaft) von den wechselseitigen Beziehungen der Lebewesen (bzw. des Lebendigen) und ihrer unbelebten Umwelt. Dieser liegt immer eine Idee vom dynamischen Gleichgewicht dieser Wechselbeziehung zugrunde, die Anfang des 20. Jhds. begonnen wurde mithilfe des Konzepts des Ökosystems systematisiert zu werden. Dieses dynamische Gleichgewicht wird durch Selbstregulation des Ökosystems hergestellt (Homöostase).2
  • die Ökologie als Wissenschaft entstand Ende des 19. Jahrhunderts und wurde spätestens mit der Institutionalisierung von Umweltschutz in der Politik (späte 70er/80er) zum politischen Paradigma. Das heißt auch wenn wir sie im Alltagsgebrauch mit Nachhaltigkeit gleich setzen, schwingt immer die ursprüngliche Bedeutung mit.
  • Das zu benennen, scheint uns unabdingbar, weil damit die Idee des dynamischen Gleichgewichts der Wechselbeziehung zwischen Lebendigem und Umwelt als Organisationsform des Lebens, also unseres Lebens Eingang in die herrschende Politik gefunden hat.
  • Im Namen dieser Idee des Ökologischen – so unsere These – sind wir mit der Herausbildung eines neuen politischen und wirtschaftlichen Regimes konfrontiert.
  • Die Rede vom „grünen Kapitalismus“ greift also zu kurz, weil sie das Augenmerk lediglich auf wirtschaftliche Veränderungen legt und die Rede vom „grün angestrichenen fossilen Kapitalismus“ auch, weil sie nicht sieht, was tatsächlich neu ist, was für tiefgreifenden Veränderungen wir gegenüberstehen.

Das neue Akkumulationsregime zeichnet sich dadurch aus, dass es die Produktion und Konsumtion von materiellen Gütern neu organisiert und im kybernetischen Sinne stabilisiert, indem es die wechselseitigen Beziehungen der Lebewesen und ihrer unbelebten Umwelt neu organisiert. Das ist das wesentlich Neue an ihm. Die Stabilisierung, die es vornimmt, ist also eine, die sich ganz grundsätzlich auf die Möglichkeit des Lebens bezieht, indem es eine bestimmte Form des Überlebens herstellt, was seine Totalität ausmacht. Gleichzeitig bleibt es damit an die Instabilität des Lebendigen gebunden. Deshalb ist das ökologische Akkumulationsregime gekennzeichnet durch Stabilität in Instabilität. Der ökologische Totalitarismus, der ihm zu eigen ist, führt außerdem zu einer Entmenschlichung des Menschen. Diese drei in sich widersprüchlichen Prinzipien beobachten wir an drei verschiedenen Punkten:

Erstens können wir massive Investitionen und Subventionen in grüne Technologien und Energien sehen, die zu neuen Formen des Extraktivismus und der Landnahme führen. Dies verändert die Beziehungen von Menschen untereinander, aber auch zu Territorien und Rohstoffen.

  • In den USA, China, EU und der BRD gibt es für die nächsten (in etwa zehn) Jahre jeweils dreistellige Milliardeninvestitionen in: Erforschung und Produktion grüner Technologien wie Batteriespeicher, Solarmodule, nachhaltige Kraftstoffe, Wasserstoff. Außerdem wird beispielsweise die Umrüstung von Heizungen oder von Verbrennern zu E-Autos subventioniert.
  • European Green Deal [2019]: beträgt ca. 1 Billionen Euro Investitionen für zehn Jahre, (bei einem jährlichen Haushalt von 160 Milliarden; Maßnahmen in Energie, Gebäude, Industrie, Mobilität)3
  • Auch in Bezug auf Digitalisierung bzw. Algorithmisierung lassen sich massive Subventionen beobachten:
  • Das Spannende am Klima- und Transformationsfonds der Bundesregierung Deutschland ist beispielsweise, dass die Subventionen für Halbleiterfabriken in Deutschland als Klimamaßnahme aufgelistet sind. Damit benennt die deutsche Regierung selbst den Zusammenhang zwischen Digitalisierung und Ökologie. Diese in Subventionen materialisierten Bemühungen werden auch im EU Chip Act (2023) deutlich, der 43 Milliarden Euro Investitionen in europäische Halbleiterproduktion bereit stellt. (USA vergleichbares Maßnahmenpaket in Gesetzesform: CHIPS and Science Act von 2022)
  • in Deutschland wird ab diesem Jahr am ersten Chip-Werk bei Dresden gebaut, das ab 2027 in der BRD Chips produzieren soll
  • Seit 2018 existiert die europaweite Förderstrategie (IPCEI-Projekts), die strategische Ressourcen und Technologien sichern soll. Das sind Mikroelektronik, digitale Infrastruktur für Industrie, Wasserstoff, Pharmazeutische Industrie und die „European Battery Innovation“. Letztere führte beispielsweise dazu, dass eine Batteriezellfabrik in Schleswig-Holstein gebaut wird. Die größte Industrieansiedlung dort seit Jahrzehnten. Weitere sollen in Deutschland folgen. Bis 2025 sollen so 800.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. (Hier kann man auch eine neue Sicherheitsstrategie erkennen, die auf weniger Abhängigkeit von anderen Staaten abzielt: „strategische Autonomie“ in Bezug auf Ressourcenzugang, Technologien und Produktion).
  • Dies führt zu einem veränderten Rohstoffinteresse:
    • Seltenen Erden4 kommt eine viel größere Wichtigkeit zu, aber auch Metallen wie Lithium für Batterien usw.
  • Daraus folgen massive geopolitische Veränderungen, wie z.b. der Krieg in der Ukraine zeigt (sowohl hohe Gas als auch Lithiumvorkommen beispielsweise im Osten der Ukraine) oder sich verändernde globale Abhängigkeitsketten auch ohne Kriegszustand (bei Öl arabische Staaten, bei Erneuerbaren da wo Lithium und Seltene Erden sind oder Halbleiter produziert werden: China /Taiwan etc.)

  • Erneuerbare Energien und Technologien versprechen ideologisch einen harmonischen, unendlichen Kreislauf, faktisch werden damit global neue Territorien der Ressourcenausbeutung, Absatzmärkte und Wirtschaftskreisläufe zur Stabilisierung und Erweiterung der Mehrwertproduktion erschlossen. Damit sind wir mit neuen Formen des Extraktivismus und Landnahme konfrontiert!

Zweitens dienen Digitalisierung und Algorithmen der Organisation, Regulierung, schlicht der Vernetzung dieser neuen Energien und Technologien und darüber auch der Menschen und das in neuer Form.

  • KI-Programme, Soziale Medien und Plattformen, bzw. allgemeiner und präziser formuliert Algorithmen sind dabei als zweite Achse neben den grünen Technologien und Energien der neuen Kapitalakkumulation zentral. Zudem versprechen sie einen qualitativen Sprung in der Automatisierung von Arbeitsvorgängen, der das globale Arbeitsregime bereits jetzt umwälzt und zu erneuten Produktivitätssteigerungen und entsprechenden Reichtumsumverteilungen führen könnte. Doch der Extraktivismus und die Landnahme in diesem Bereich betrifft auch das Nicht-Materielle des Menschen. Beziehungen, Emotionen und Affekte werden vermessen, in Informationen zerstückelt und zu wertförmigen Daten umgewandelt und als solche an uns zurückverkauft.
  • Dies wird im Konspirationistischen Manifest treffend als Kolonialisierung der Seele bezeichnet.
  • Perspektivisch kann dies in Hinblick auf Biotechnologien auch über eine Verschmelzung von Körper und Maschine geschehen, indem
  • der Extraktivismus und die Landnahme des Ökologischen Akkumulationsregimes auf den Reproduktionsbereich zugreift. Obwohl sich das, was wir die Care-Ökonomie nennen, nur begrenzt automatisieren, rationalisieren, ja überhaupt in Wert setzen lässt, fokussiert das neue Regime eben genau auf die bisher noch nicht bzw. wenig kommodifizierten Bereiche unseres Lebens, um die Begrenzungen zu überwinden. Durch Robotisierung, Biotechnologien, Algorithmisierung und Kybernetisierung von Abläufen, sind Profitsteigerungen durchaus denkbar. Gerade wenn wir über die Care-Ökonomie hinaus denken und die Reproduktion des (Über-)lebens als Ganzes in den Blick nehmen, erscheinen in den Bio- und Reproduktionstechnologien, in der Genforschung und in der Gehirn-Computer-Schnittstellenforschung ungeahnte Möglichkeiten, den Körper und Leib zu kolonialisieren; Geschäfts-, Forschungs berichte und bereits auf dem Markt befindliche Produkte von Big-Pharma- und Startupunternehmen sprechen Bände davon (Komlosy: Zeitenwende). Hiermit kündigt sich die Entmenschlichung des Menschen an.

Drittens

  • werden diese ganzen Veränderungen im Namen der Ökologie vollzogen. Ideologisch gesehen dient sie also der Enthemmung der kapitalistischen Produktionsweise, indem sie ihre Grenzen reflektiert und zugleich diese Grenzen übertritt bzw. ausweitet (Enthemmung nach Jean-Baptiste Fressoz). Ökologie dient also der Legitimierung der Überschreitung der Grenzen der Welt, um die Grenzen des Kapitalismus auszuweiten. Damit dient sie der Legitimierung der Überschreitung des gegenwärtig gesellschaftlich Möglichen und Akzeptierten hin zu einer neuen Totalität und damit der Schaffung einer neuen Subjektivität, also Veränderung von uns.

  • das dient der Klimawandelbekämpfung“ dient als Totschlagargument für jeden Widerspruch gegen dieses Projekt, Ökologie als Legitimierung der Schaffung einer alternativlosen Realität

  • Konkret passiert dies durch die Anrufung der ökologischen Krise in Form des Katastrophismus, der dabei die Integrationsfähigkeit und Legitimation zur Durchsetzung des Ökologischen Akkumulationsregimes schafft.

  • Welches sich politisch in Programmen wie „Green New Deal“ oder der „sozialökologischen Tranformation“ äußert, die wiederum in den bereits genannten Maßnahmenpaketen/Subventionen materialisiert werden.

  • Wenn wir von ökologischem Totalitarismus sprechen, ist es wichtig zu sagen, dass wir eine postideologische Form von Totalitarismus meinen (Recalcati, Soiland). Dies meint zum Einen, dass das Projekt des ökologischen Akkumulationsregimes an kein festes Milieu gebunden ist, wie zum Beispiel das sich selbst als grün-progressiv verstehende. Sowohl auf gesellschaftlicher, wie politischer Ebene als auch Kapitalfraktionen angeht, verläuft die Trägerschaft quer zu politischen Lagern. Zum Anderen heißt dies, dass Ökologie in gewisser Weise der Zeitdiagnose der Postideologie (von Recalcati, Soiland) entsprechend eine technokratische Idee ist, nämlich inhaltsleer auf die Beschreibung einer Funktionsweise, also einer Form reduziert. Damit ist sie der perfekte Träger für ein Projekt kapitalistischer Erneuerung, das keine bestimmte Idee vom Leben und der Welt hat, sondern lediglich eine neue Form diese zu organisieren, umzusetzen versucht. Auf eine Weise, die ganz der Kybernetik entsprechend auf Selbstregulation, also Selbstkontrolle setzt.

  • Im vorigen Panel haben wir ja bereits über neue Formen der Subjektivierung gesprochen, die Teil dieses neuen Akkumulationsregimes sein könnten. Ich werde darauf hier also nicht genauer eingehen.

  • Wir haben auch bereits über Ausnahmezustand, Digitalisierung etc. gesprochen, diese sind Teil der Ökolokratie (Riesel und Semprun) als dem Namen für die politische Form der Herrschaft des ökologischen Akkumulationsregimes. Auch der Katastrophimus (Veränderung Sicherheitsdiskurs usw.) ist Teil hiervon.

Für uns bedeutet das:

  • Diese neue Totalität der Herrschaft der Ökologie als politisches Paradigma zu beschreiben, ist unser Versuch eine dritte Position zu behaupten zwischen den Zeitdiagnosen, die entweder behaupten, dass wir vor der finalen Krise des Kapitalismus stehen oder dass der historische Faschismus in neuen Kleidern wiederkehrt.

  • Stattdessen behaupten wir, dass das ökologische Akkumulationsregime, die bestehende Katastrophe in neuer Qualität fortführen wird. Dass wir es also mit einer Erneuerung des Kapitalismus auf ungewisse Zeit zu tun haben.

  • Das ökologische Akkumulationsregime bricht dementsprechend nicht mit den bisherigen Formen von Ausbeutung. Es schafft keine Nachhaltigkeit und Regeneration im Sinne einer umfassenden Erholung, sondern im Sinne einer sich wiederholenden Zerstörung. Im ökologischen Akkumulationsregime vereinen sich eine extraktive Logik, die den Zugriff und die Inwertsetzung auf natürliche Ressourcen ebenso wie auf den Körper und die Seele organisiert, und eine regenerative Logik die die Reproduktion dieses Zugriffs ermöglicht. Diese Logiken stehen weder im Widerspruch zueinander, noch sind sie aufeinander folgende Phasen der Entwicklung. Vielmehr können wir von einer Extraktion im Namen der Regeneration sprechen. Beide Logiken bedingen einander und sind jeweils Ausdruck der Objektivierung im Mensch-Natur-Verhältnis. (aus Broschüre, S. 11)

  • Außerdem dient uns das ökologische Akkumulationsregime zur Formulierung einer Kritik an einer Klimabewegung, die nur eine „bessere“ grüne Politik fordert oder vorschlägt: sie dient der Erneuerung des Kapitalismus ohne es selbst zu merken. In ihrer Kritik am fossilen wie grünen Kapitalismus greift sie das herrschende Verständnis von Ökologie und damit von Natur genauso wie katastrophistische Vorstellungen von Klimawandel auf und zeugt von einer hohen Wissenschaftsgläubigkeit, die der politischen Durchsetzung dieses Projekts/des ökologischen Akkumulationsregimes dient und die die damit einhergehende ökologische Subjektivierung vorantreibt.
  • Stattdessen braucht es die Erkenntnis des notwendigen vollkommenen Entziehens von ökologischem Denken, weil dieses immer schon herrschaftsförmig korrumpiert ist. Es impliziert eine kybernetische Form der Kontrolle und sowieso die moderne bürgerliche Vorstellung der Natur als verdinglichte, die damit Unterwerfung der Natur reproduziert, die ja wiederum Grundlage für Zerstörung unserer Lebensgrundlagen ist.
  • Jeder Vorschlag der besseren Nutzung der Natur im Sinne einer ökologischeren Politik verfällt darein, deshalb halte ich es für essentiell beim „Non“, der Negation zu verbleiben.

  • Um die Zerstörung der Welt zu stoppen und uns zu befreien, braucht es gerade nicht „mehr“ oder „konsequentere“ Ökologie, sondern ein Wiederfinden der Welt, jenseits der Objektivierung. Die Welt wiederfinden, bedeutet sich der Objektivierung zu entziehen und zugleich den Angriff auf alle bestehenden sozialen Verhältnisse, die die Beziehungen der Lebewesen zueinander organisieren. Es bedeutet also einen Angriff auf die existierende Ökologie zu beginnen

  • und damit auch das progressiv-ökologische Milieu als Gegner zu begreifen, das in der heroischen Geste der Rettung der Welt sie uns entreißt und schließlich verbraucht und ausgekotzt vor die Füße wirft!

1= Enthemmung

2Homöostase bezeichnet einen Gleichgewichtszustand eines offenen, dynamischen Systems, der durch einen internen regelnden Prozess aufrecht erhalten wird. Sie ist damit ein Spezialfall der SElbstregulation von Systemen.

3„Der europäische Grüne Deal ist unsere neue Wachstumsstrategie. Er wird es uns ermöglichen, die Emissionen zu senken und gleichzeitig Arbeitsplätze zu schaffen.“ Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission „Wir schlagen einen grünen und inklusiven Übergang vor, der dazu beiträgt, das Wohlergehen der Menschen zu verbessern und für künftige Generationen einen gesunden Planeten zu sichern.“ Frans Timmermans, Exekutiv-Vizepräsident der Europäischen Kommission, Factsheet zu European Green Deal: https://www.destatis.de/Europa/DE/Publikationen/Umwelt-Energie/Factsheet_Was_ist_der_europaeische_Gruene_Deal.pdf?__blob=publicationFile

4Nachdem die westlichen Industrieländer die Produktion Seltener Erden Anfang der 2000er Jahre aufgrund strengerer Umweltauflagen zurückfuhren, stieg China ein und hält heute 2/3 des Weltmarktanteils an der Aufbereitung Seltener Erden. Das entspricht der globalen Verteilung Seltener Erden: Demnach verfügt China über rund 48% der weltweiten Reserven, gefolgt von den Staaten der ehemaligen Sowjetunion mit etwa 17%, den USA mit 11% und Indien mit knapp 3%, zudem Australien mit ca. 5%. Die etwas unwichtigeren Erze in Kanada, Südafrika und Südostasien

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