Knapp fünf Monate nach unserem Zusammenkommen in Berlin wollen wir als Vorbereitungsgruppe ein paar Gedanken mit euch teilen. Weder geht es uns um die politischen Großwetterlage, noch um das Kleinklein der organisatorischen Auswertung. Vielmehr wollen wir darlegen, von wo aus wir gestartet sind und wo wir jetzt stehen.
„Nach vielen Diskussionen, Trennungen und Neuzusammensetzungen wollen wir, einige Versprengte aus unterschiedlichen Zusammenhängen, nun einen Ort schaffen, an dem sich all diejenigen treffen können, die unsere Kritik an der staatstragenden Linken der letzten Jahre, ebenso wie unsere Wut und unsere Hoffnung auf etwas ganz Anderes, teilen. An diesem Ort wollen wir versuchen, eine politische Analyse (wieder) zu finden, die sich auf der Höhe der globalen Krisen und der Aufstände, die sich gegen diese wenden, bewegt.“ (Aus der Einladung zum Non-Kongress)
Die Rückmeldungen die uns erreicht haben, waren sehr unterschiedlich. Menschen haben sich bedankt, dass wir die Zusammenkunft organisiert haben, waren erfreut über die vielen Gespräche, andere konnten mit der inhaltlichen Stoßrichtung wenig anfangen oder hatten sich etwas anderes erwartet. Darüber hinaus waren die vielen Sprachen, sowohl die politischen als auch Muttersprachen, für uns alle ein Lernprozess und bedurfte des vielen Zuhörens.
Als wir unsere ursprüngliche Idee des Non-Kongresses rekapitulierten, mussten wir feststellen, dass wir an einem ganz anderen Punkt herausgekommen waren als geplant. Wir haben in den deutschen Wald gerufen und es schallte uns aus dem der Welt zurück. Wir hatten gehofft versprengte Ideen und Ablehnung in Deutschland oder zumindest im deutschen Sprachraum zusammen bringen zu können, um uns auszutauschen wohin eine neue Reise gehen könnte oder zumindest, ob wir denn die gleiche Unzufriedenheit verspüren. Geworden ist der Kongress am Ende ein internationales Treffen verschiedenster Menschen, Gespräche und Gruppen. Insbesondere mit einer so hohen Beteiligung von jenseits der deutschsprachigen Provinz hatten wir nicht gerechnet und uns doch riesig darüber gefreut. So war der Non-Kongress am Ende mehr Non als wir es uns hätten vorstellen können, denn vielleicht hatten sich insgeheim einige von uns immer noch erhofft, dass sich etwas Neues konstituieren würde, was doch nur im Alten verfangen gewesen wäre. Doch davon waren wir weit entfernt. Die Anwesenden haben den Kongress mit Leben gefüllt, nicht der vorherige Plan. Es hat sich nichts konstituiert, es gab keine Abschlusserklärung und unter einigen von uns die wir da waren, haben sich vielleicht sogar doch mehr Unterschiede gezeigt, als wir gedacht hatten. Auch das war wichtig, um zu verstehen wann, wie und wo wir miteinander etwas tun können. In naher Zukunft wird also nichts Neues im herkömmlichen Sinne entstehen, vielleicht haben wir dafür nicht die Menschen erreicht, die an den gleichen Fragen interessiert sind, vielleicht das falsche Format gewählt oder die Zeit ist schlicht und einfach noch nicht gekommen. Wir sind darüber nicht traurig, denn worum es vielleicht aktuell vor allem geht ist, dass die Gespräche in welchen Konstellationen auch immer weiter gehen und nicht, dass sich aus verzweifeltem, unüberlegten und blinden Aktivismus Strukturen bilden, die wieder alte Identitäten reproduzieren und der Politik zum Opfer fallen; nennt man sie nun Non-Kongress, oder etwas waghalsiger die Internationale, die kämpfende, historische oder unsichtbare Partei.
In diesem Sinne werden wir weiter sprechen und wenn ihr das auch tut, werden wir uns sicher wieder über den Weg laufen, denn die zeitgemäßen Antworten lassen noch auf sich warten; insbesondere in Zeiten in denen technokratischer Totalitarismus und (parteilicher) Geronto-Faschismus stark sind und die einen sich aus Überzeugung der Technokratie verschreiben, während sich andere aus Angst vor dem Geronto-Faschsismus ebenfalls dem Weiter So verschreiben und ihnen nur ein hohler Appell an die bürgerlichen Werte entweicht. Es braucht Gedanken die uns unsere Angst nicht vergessen und verdrängen lassen, sondern uns die Kraft geben sich dieser zu stellen. Von da aus können wir weiter überlegen was es heißen könnte Zurückzuschlagen.
Wir verabschieden uns wieder in die (Un-)ordnung. Bis dahin.
P.S: Dieser Blog wird weiterhin bestehen bleiben und wenn ihr Texte oder Gedanken mit anderen teilen wollt, schickt uns diese gerne zu.